Das Gelände hat den Namen Silicon Valley erst seit 1971. Damals prägte der Journalist Don Hoeffler den Namen in einem Artikel über die Halbleiterindustrie der Vereinigten Staaten. Zuvor hieß das Gebiet einfach Santa Clara County, benannt nach der Hauptstadt des Gebietes.
Um einen Eindruck von dem Gebiet zu bekommen, hier die wichtigsten Städte, gesehen aus nordwestlicher Richtung (von San Francisco her). Zuerst kommt hier Palo Alto mit der Stanford-Universität, die bei der Entstehung des Silicon Valley eine Schlüsselrolle spielt - danach folgen Mountain View, Sunnyvale, Cupertino, Santa Clara und schließlich San Jose. In etwa dieser Reihenfolge ist das Silicon Valley auch gewachsen. Angefangen hatte es an der Stanford-Universität.
Die "Leyland Stanford Junior University" wurde 1891 gegründet. Dies wurde möglich durch eine Landstiftung des damaligen Senators Stanford, der 8800 Morgen Land einer Farm sowie 20 Millionen Dollar zur Verfügung stellte, um eine Universität zu gründen.
1924 wurde Frederick E. Terman Professor für Radiotechnik in Stanford. Er spielte in der Geschichte des Silicon Valley gleich in zweifacher Weise eine besondere Rolle. Zunächst verhalf er der allerersten Elektronikfirma in der Bucht zur Gründung, indem er seinen Studenten William Hewlett und David Packard einen größeren Kredit verschaffte. Die Firma Hewlett-Packard ist heute ein Begriff auf dem Gebiet der Mikroelektronik.
Seine zweite bedeutende Tat war die Gründung des "Stanford Industrial Parc", auch Stanford Research Parc genannt. Die Gründung dieses Forschungsparks für universitätsnahe industrielle Forschung sollte Stanford zu mehr Kapital verhelfen, um mehr Wissenschaftler einstellen und bessere Einrichtungen anschaffen zu können. Denn das Problem von Stanford war, daß man sehr viel Land besaß, aber laut Schenkungsurkunde nichts davon verkaufen durfte. So kam Terman Ende der vierziger Jahre auf die Idee, das Land einfach für 99 Jahre an interessierte Firmen zu verpachten. 1951 war es dann soweit, die erste Firma bezog ihr Grundstück im Forschungspark: Varian Associates. Hewlett-Packard folgte 1954 und zu Beginn der 80er Jahre waren mehr als 90 Firmen, darunter auch die bekanntesten der amerikanischen Hi-Tech-Industrie, im Forschungspark vertreten. Der von Xerox betriebene Palo Alto Research Parc (kurz PARC) war dabei immer wieder Ausgangspunkt für wichtige Entwicklungen der Computer.
Als 1947 der Transistor von William Shockley, John Bardeen und Walter Brattain erfunden wurde, wurde er zunächst nur als Verstärker benutzt, aber man erkannte schon bald seine Eignung als schneller Schalter. Anfang der 50er Jahre wurde der Transistor dann in Massen produziert - Hauptabnehmer war übrigens das Militär.
Shockley und seine Kollegen erhielten 1956 den Nobelpreis für die Erfindung des Transistors. Kurz vorher gründete Shockley seine Firma "Shockley Semiconductor Laboratory". Damals stellte er acht Ingenieure ein, die sog. "Shockley Eight". Durch Unstimmigkeiten mit der Produktlinie von Shockley, verließen einige schon kurze Zeit später die Firma und gründeten 1957 eine Eigene: "Fairchild Semiconductors".
Danach erfolgten immer neue Firmengründungen, unter anderem "National
Semiconductors" und "Adavanced Microcomputer Devices (AMD)". 1968 zog
sich Robert Noyce aus Fairchild zurück und gründete "Intel" (Integrated
Technology). Zwei der wenigen großen Firmen, die nicht im Silicon
Valley entstanden sind, sind "Texas Instruments" und "Motorola".
Der Mikroprozessor
Vor dem Mikroprozessor gab es "Mainframes" und "Minicomputer".
Mainframes waren sehr große Rechner, zumeist raumfüllend,
stromverschlingend und kosteten viele Millionen. Minicomputer waren
schon so klein, daß sie Schrankgröße hatten. Der kleinste Minicomputer,
die PDP-8 von DEC, konnte sogar von Handelsvertretern im Kofferraum zur
Vorführung mitgenommen werden.
Eine der ersten populären Anwendungen von hochintegrierten Schaltkreisen neben der militärischen Nutzung und dem Bau von Großrechnern waren die Rechenmaschine. Zunächst waren dies Tischgeräte, viele tausend Dollar teuer, die lediglich die Grundrechenarten beherrschten und eine Leuchtanzeige mit wenigen Stellen besaßen.
Doch es dauerte nicht lange, bis die Rechenmaschinen dank höher integrierter Halbleiter und neuer Schaltkreise immer kleiner und leistungsfähiger wurden. Hewlett-Packard verkaufte 1968 mit dem HP9100A einen Tischrechner für 4900 Dollar, der immerhin schon trigronometrische Funktionen berechnen konnte. Das Gerät besaß eine Kathodenstrahlröhre als Anzeige.
Im Jahr 1969 trat die japanische Firma "Busicom" an den Halbleiterherstellter "Intel" mit dem Auftrag der Herstellung eines Chipsatzes für Taschenrechner heran. Intel hatte sich bisher auf die Herstellung von Speicherbausteinen konzentriert, aber Robert Noyce sagte sich, daß dieser Entwicklungsauftrag nichts schaden könne. So wurde Marcian Ted Hoff, ein neuer Mann bei Intel, mit dem Design des Chipsatzes beauftragt.
Hoff kam gerade von der Universität und hatte nun die Idee eines programmierbaren Universalschaltkreises. Die Auftraggeber waren davon nicht begeistert, aber Robert Noyce ermutigte Hoff weiterzumachen, weil ein programmierbarer Universalchip letztlich jedes Taschenrechnerproblem der Welt lösen könnte, ohne daß ständig neue Hardware gebaut werden mußte. Nach Vollendung des Designs, aber noch vor der teuren Produktion des ersten Schaltkreises, gelang es Intel, den Auftraggeber von der Nützlichkeit dieses Prozessors mit der Nummer 4004 zu überzeugen. Die Nummer besagt übrigens, daß der Prozessor rund 4000 Transistoren hatte und jeweils 4 Bit auf einmal verarbeitete. Einen langen Bericht über die Entstehung des 4004 find man in der c't 5/92.
Kurze Zeit später meldete sich eine weitere Firma bei Intel, die einen Schaltkreis haben wollte, der ein Termial steuert. Es war sofort klar, daß dies eine weitere Anwendung für den Mikroprozessor war. Allerdings war der 4004 dafür ungeeignet, da er nicht einmal den Zeichencode eines Buchstabens auf einmal bearbeiten konnte. So fingen Hoff und seine Kollegen an, einen neuen Mikroprozessor zu entwerfen, mit der Fähigkeit, 8-Bit-Daten zu verarbeiten. Noch bevor der 8008 fertig war, sprang der Auftraggeber ab.
So wurde Intel gezwungen, den 8008 selber zu vermarkten. Zu diesem
Zweck wurde ein Entwicklungssystem gebaut, mit dem man den 8008
programmieren konnte. Gary Kildall faßte einige kleinere Routinen zum
"Control Program for Microcomputers" CP/M zusammen - mit dem man
erstmals Peripherie an den Rechnern benutzen konnte, ohne jedesmal die
Treiber neu schreiben zu müssen. CP/M sollte das führende
Betriebssystem der kommenden Mikrocomputer werden.
Die Idee des PC
Mit der Verfügbarkeit von Speicherbausteinen und vor allem des
Mikroprozessors waren die Grundlagen des Personal Computers gelegt.
Doch es sollte noch einige Jahre dauern.
Bereits vor dem ersten großen kommerziellen Erfolg eines Mikrocomputers hatten einige Leute die Idee, Personal Computer zu bauen. - kleine, preiswerte Computersysteme. In den 60er Jahren hatte Robert Albrecht vergeblich versucht seine Firma Control Data Corporation (CDC), von dieser Idee zu überzeugen. Schließlich kündigte er und gründete das "Portola Institute", welches für das Bekanntmachen von Computern wichtige Vorarbeit leistete. Es beeinflußte maßgeblich Ted Nelson's Buch "Computer Lib" und führte zur Gründung der "People's Computer Company" (PCC) in der Nähe von San Francisco. Die PCC-Zeitung war eines der ersten Blätter, die die Idee des Personal Computers vertraten. Die Erstausgabe erschien 1972.
In dieses Jahr fällt auch der "Cream-Soda-Computer" von Steven Wozniak. Er baute mit Hilfe eines Freundes einen kleinen Computer zusammen, den er nach seinem Lieblingsgetränk benannte. Der Rechner hatte keinen Mikroprozessor, sondern eine in Eigenarbeit gebaute Recheneinheit und er wurde mit Schaltern für Adress- und Dateneingabe programmiert. Bei der Vorführung vor der örtlichen Presse brannte der Rechner durch und geriet in Vergessenheit.
Die Hobbyelektronik-Zeitschrift "Radio Elektronics" stellte 1974 in ihrer Juliausgabe die Baupläne für den Mark-8, einen kleinen Rechner auf Basis des 8008-Mikroprozessors, vor. Die Sensation war perfekt - ein Computer zum selberbauen, und das auch noch für unter 1000 Dollar. Doch schon bald offenbarten sich Nachteile: fehlende Massenspeicher, umständliche Dateneingabe per Schalter, sowie der langsame 8008 waren erste Kritikpunkte.
1974 kam die Firma MITS "Micro Instrumentation & Telemetry Systems" durch den radikalen Preisverfall am Taschenrechnermarkt in finanzielle Schwierigkeiten. Das Hauptprodukt der Firma, ein Taschenrechner für 100 Dollar, verkaufte sich praktisch nicht mehr. Ursprünglich baute die Firma, die von Ed Roberts Mitte der 60er Jahre gegründet wurde, Funkfernsteuerungen und Meßgeräte aller Art, bis das lukrative Taschenrechnergeschäft entdeckt wurde. Doch durch den Markteintritt von "Texas Instruments" ging der Taschenrechnermarkt kaputt. Jetzt wurde ein neues Produkt gebraucht und Roberts hatte die Idee, einen Computerbausatz herzustellen. Niemand konnte sich vorstellen, ob sich überhaupt jemand dafür interessieren würde, aber fasziniert von den Möglichkeiten des Mikroprozessors begann man mit der Entwicklung. Dadurch, daß es ein Bausatz wurde, sollte der Preis möglichst gering sein. Das Gerät sollte erweiterbar sein, damit sich Käufer benötigte Zusatzteile selbst bauen konnten. Also wurde dem Gerät ein Bussystem mit der Möglichkeit zum Einsetzen von Steckkarten eingebaut. Der Bus war 100polig und stellte alle wichtigen Signale des Mikrocomputers zur Verfügung. Der "Altair" hatte dann 18 von diesen Erweiterungssteckplätzen.
Während der Entwicklung des Bausatzes traf Roberts den Chefredakteur der Zeitung "Popular Electronics", Leslie 'Les' Solomon. Nach Verhandlungen und Vereinbarungen zwischen MITS und Popular Elektronics erschien der Bausatz unter dem Namen "Altair" und unter reißerischer Aufmachung auf der Titelseite der Januarausgabe 1975. Unter anderem wurde davon gesprochen, dies sei der erste Minicomputerbausatz, der mit kommerziellen Modellen mithalten könne. Der Preis des ganzen Bausatzes sollte 397 Dollar betragen. Dies wollten viele Leute gar nicht glauben, da der 8080 selbst 360 Dollar kostete, aber Roberts hatte es in cleveren Verhandlungen mit Intel geschafft, den 8080 für nur 75 Dollar pro Stück kaufen zu können.
Der Erfolg war unglaublich. Roberts hatte gehofft, einige hundert der Bausätze verkaufen zu können, um seine Firma zu retten. Doch schon wenige Tage nach Erscheinen der Zeitschrift waren über 2000 Bestellungen eingegangen, zum Teil sogar mit Schecks oder Bargeld.
MITS hatte mit dem Altair-Computerbausatz in ein Wespennest gestochen. Offenbar war der Bedarf, einen Computer zu besitzen, so groß, daß hunderte von Leuten einer völlig unbekannten, kleinen Firma auf einen Bericht in einer Hobby-Elektronik-Zeitung hin Unmengen von Geld schickten.
Die Kundschaft bestand damals überwiegend aus Ingenieuren und Hobby-Elektronikern, die sich bereits mit Computern auseinandergesetzt hatten und in der Lage waren, einen solchen aufzubauen und zu reparieren. Doch schon bald stellte sich die Frage, was man mit dem teuer erworbenen Computer anfangen konnte. Man mußte die Programme immer neu eingeben, wenn man sie benutzen wollte, und die Eingabe erfolgte mittels Schaltern. Als Ausgabe gab es lediglich einige Reihen Leuchtdioden. Eines der ersten Programme für den Altair war ein Gedächtnisspiel, bei dem der Computer ein Leuchtdiodenmuster anzeigte und der Spieler dies mit den Schaltern nachstellen mußte.
Da der Käufer außer dem Altair und einem Bauplan nichts bekam, wurden Informationen gebraucht. Hier spielte ein Buch von Adam Osborne eine wichtige Rolle. Er hatte ein Buch über Programmierung und Funktion des 8080 geschrieben. Doch dies allein genügte nicht und so bildeten sich Clubs mit dem Ziel des Informationsaustausches. Einer davon war der "Homebrew Computer Club".
Gerade dieser Club verursachte eine Vielzahl von Firmengründungen.
Bastler stellten ihre Ideen bei den Clubtreffen vor und gründeten
zusammen mit anderen Computerbegeisterten eine Firma, wenn die Idee
Anklang fand. So kam es, daß für den Altair-Computer immer mehr
Erweiterungen angeboten wurden.
Andere frühe Mikrocomputer
Durch den Erfolg des Altair kamen auch viele andere Bastler auf die
Idee, einen Computerbausatz oder Zusatzteile zu entwickeln und zu
vermarkten.
Die Halbleiterfirma MOS-Tech brachte Ende 1975 ihren Mikrocomputerbausatz KIM-1 auf den Markt. Basierend auf dem 6502-Prozessor von MOS handelte es sich um eine kleine Platine mit zwei Kilobytes Speicher und im Gegensatz zu anderen Bausätzen hatte KIM statt Schaltern und Leuchtdioden eine Hexadezimaltastatur und eine Leuchtziffernanzeige. Dies erleichterte die Programmierung erheblich. Ein weiterer Bausatz nach Altair-Muster war der SWTPC 6800 von "South-West Technologies". Er dürfte der erste Mikrocomputer auf Basis des 6800-Prozessors gewesen sein. Er erschien Ende 1975.
1976 erschien auch der berühmte "Apple 1". Dabei handelte es sich ursprünglich um einen Bausatz, bestehend aus einer bedruckten Schaltung und den Bauteilen auf Basis des 6502-Mikroprozessors. Entworfen und gebaut hat ihn Steven Wozniak. Er war ein erster Erfolg für die Firma Apple, als es Steven Jobs gelang, einen Auftrag über 50 zusammengebaute Apple 1 von Paul Terell, Besitzer des "Byte Shop", zu bekommen. Dieser Bausatz wurde ca. 220mal verkauft und bildete die Grundlage zum Erfolg der Firma Apple.
Die vom Altair losgetretene Lawine rollte mit unglaublicher Geschwindigkeit weiter. Computer um Computer kam auf den Markt. Das Chip-Special Nr.14 - "Der Computer-Katalog" - aus dem Jahr 1984 enthält die Daten von rund 220 Personal- und Heimcomputern im Bereich von 100 Mark bis einige 10000 Mark. Eine Übersicht gibt die folgende Tabelle. In ihr kann man auch deutlich die Tendenz erkennen, daß die Mikrocomputer mit immer mehr Speicher und neuen, immer schnelleren Mikroprozessoren auf den Markt kommen. Ein weiterer Effekt läßt sich in Zeitschriften beobachten: der Preisverfall wird immer schneller und schneller.
Die erste Firma, bei der nachgefragt wurde, war Digital Research. Doch Gary Kildall war gerade nicht da, und seine Frau wollte nicht ohne Rücksprache das von IBM verlangte Geheimhaltungsabkommen unterschreiben. Die IBM-Leute waren in Eile, und so ging der Auftrag an Microsoft. Microsoft war damals schon eines der größeren Softwarehäuser, bekannt geworden vor allem durch Microsoft-BASIC, welches auf fast jedem Mikrocomputer verfügbar war. Bill Gates, Mitbegründer und Chef von Microsoft, kaufte bei einigen lokalen Programmierern einen Satz Diskettenroutinen ab, welche zum Kern von MS-DOS wurden. Bei den Verhandlungen mit IBM war Gates so geschickt, MS-DOS selbst an jedermann verkaufen zu dürfen, nicht nur an IBM. Dies brachte Microsoft schließlich Millionen ein, als erste IBM- Kompatible erschienen und ein Betriebssystem brauchten. Und im späteren Softwaregeschäft profitiert Microsoft heute noch davon, daß genaue Informationen über die Interna von MS-DOS nur innerhalb der Firma bekannt sind.
Der IBM-PC erschien 1981. Die Reaktionen darauf waren unterschiedlich. Die Geschäftswelt reagierte begeistert, denn jetzt, wo der Computerriese IBM einen PC auf den Markt gebracht hatte, war der PC endgültig hoffähig und den Kinderschuhen entwachsen. Der Erfolg des IBM- PC dürfte daher hauptsächlich psychologische Gründe gehabt haben. Die Apple-Ingenieure, die zu dem Zeitpunkt an Lisa und MacIntosh arbeiteten, kommentierten den IBM-PC so: "Wir schauten uns ihren PC nach der Markteinführung genau an. Zuerst fanden wir es peinlich, wie schlecht ihr Apparat war. Dann versetzte uns dessen Erfolg in Schrecken. Wir hofften, der MacIntosh würde den Leuten zeigen, was der IBM-PC war: ein abgedroschener, banaler Versuch auf Grundlage der alten Technologie.
Steven Jobs kommentierte den IBM-PC folgendermaßen: "Wenn wir aus irgend einem Grund einen großen Fehler machen und IBM gewinnt, werden wir nach meiner persönlichen Überzeugung 20 Jahre lang in einem finsteren Computer-Mittelalter leben. [...] Der IBM-PC stellt nur eine neue Verpackung und leichte Erweiterung des Apple II dar".