Apple

Viele Bastler machten beim Aufstieg des Personal Computers viel Geld. Doch nicht nur die Verbreitung des Computers geht auf das Konto von Hobbyisten, sondern auch die grundlegenden Entwicklungen. Viele Firmen begannen, Computer herzustellen, aber nur wenige der damals gegründeten Firmen existieren noch heute. Eine davon ist "Apple Computer". Der legendäre Aufstieg vom Hobbyprojekt zum Konzern mit Milliardenumsätzen zählt zu einer der Legenden des Silicon Valley.

Die Geschichte von Apple Computer ist auch die Geschichte ihrer Gründer Steven Wozniak und Steven Jobs. Sie zeigt, wie zwei junge Menschen die Entwicklung des Personal Computers nachhaltig beeinflußt haben.

Am 11.8.1950 wurde Steven Wozniak in San Jose im Silicon Valley geboren. Sein Vater war Ingenieur. Wozniak besuchte verschiedene Schulen. Er hatte großes Interesse an Elektronik und vor allem auch an Computern. 1971 baute Wozniak seinen ersten kleinen Computer: den Cream-Soda-Computer. Bei dieser Arbeit traf er auf Steve Jobs. Durch einen Zeitungsartikel kommen die beiden auf die Idee, sog. "Blue Boxes" zu bauen, kleine Schaltungen, die mit Wähltönen Telefonschaltanlagen überlisten und zum kostenlosen telefonieren bringen konnten. Dieses Phone Phreaking war damals Mode, und so konnten Jobs und Wozniak eine zeitlang ein gutes Geschäft machen, indem sie die Schaltungen verkauften. Wozniak begann danach mit einem Elektrotechnik-Studium in Berkeley und einem Job bei Hewlett-Packard.

Steve Jobs wurde am 24.2.1955 in San Francisco geboren. Er wurde zur Adoption freigegeben und von der Familie Jobs aufgenommen. Wegen eines Arbeitsplatzwechsels zog die Familie 1961 ins Silicon Valley. Hier bekam der 13jährige seinen ersten Ferienjob, und zwar bei der Firma Hewlett-Packard in der Meßgeräteproduktion. Aber er interessiert sich noch nicht sehr für Elektronik. Nach dem Cream-Soda-Computer pilgerte Jobs 1974 erstmal nach Indien. Als er zruückkam, arbeitete er nachts bei Atari an der Entwicklung von Videospielen und ging tagsüber seinen Interessen nach. Er spannte Wozniak bei schwierigen Problemen ein, und so kam es, daß Wozniak das weltberühmte Atari-Spiel Breakout für Jobs baute und dieser es als seine Erfindung bei Atari präsentierte.

Apple I

Seit dem Cream-Soda-Computer arbeitet Wozniak weiter an Plänen für einen eigenen Computer. Doch erst mit der Vorstellung des 6502 von MOS-Tech auf der Elektronikmesse Wescon'75 gab es die nötige Grundlage: der Chip wurde für nur 25 Dollar offeriert.

Inzwischen war der Homebrew Computer Club gegründet, und Wozniak war selbstverständlich beim ersten Treffen mit dabei. Bei den Homebrew-Treffen wurden Informationen, Schaltungen und Erfahrungen ausgetauscht. Wozniak stellte dabei auch regelmäßig seine neuesten Verbesserungen an seinem 6502-Microcomputer vor. Wozniak wollte eigentlich nur den Schaltplan und Ausdrucke der Software vertreiben, doch Jobs hatte die Idee, die Platinen herzustellen, und so quasi einen Bausatz zu vertreiben. Bei Gesprächen mit Besuchern der Homebrew-Treffen lernte Jobs auch Paul Terell, Inhaber des Byte Shop kennen. Dieser erklärte sich schließlich dazu bereit, 50 Computer von Jobs zu kaufen, fertig montiert, zahlbar bei Lieferung.

Wozniak war nicht allzu begeistert, aber die Aussicht auf 500 Dollar pro geliefertem Computer ließ ihn schließlich einlenken. So wurde am 1.April 1976, mit 1300 Dollar als Startkapital, die Firma Apple gegründet. Den Namen hatte Jobs ausgesucht, zum einen, weil ein Apfel etwas Einfaches, Einprägsames war, und zum anderen, weil er meinte, einfach jeder Mensch der Welt würde Äpfel mögen.

Durch clevere Verhandlungen schaffte er es, die Finanzierung des Auftrags zu sichern, und so kam die Firma Apple durch Terell zu ihrem ersten größeren Gewinn. Ende 1976 hatte Apple dann schon 150 Computer verkauft, was einem Umsatz von 75000 Dollar entsprach. Inzwischen waren auch einige Freunde angestellt und verbesserten Wozniak's BASIC. Nach Fertigstellung der Schnittstelle zu Kassettenrekordern lieferte Jobs dann regelmäßig die neueste Version des Apple-Basic an die verschiedenen Byte-Shops.

Insgesamt wurden 220 Apple-I gebaut.

Apple II

Mitte 1976, während des Verkaufs des Apple I, bastelten Wozniak und seine Freunde an einer verbesserten Version des Apple I. Insbesondere die Erweiterungssteckplätze des Altair hatten es ihm angetan. Desweiteren bekam er einen Farbmodulator für Fernsehgeräte und 1977 entwickelte er auch ein neuartiges Schaltnetzteil. Die schreibmaschinenähnliche Form war Jobs Idee, weil er sie für revolutionär und originell hielt.

Auf der West Coast Computer Faire im Frühjahr 1977 eroberte der Apple II die Herzen aller Besucher - noch während der Messe wurden über 300 Computer bestellt. Bis Ende 1977 waren dann rund 4000 Apple II verkauft. Der Durchbruch gelang dann durch Wozniak zu Weihnachten 1977
er baute einen Floppycontroller für den Apple II, der den Anschluß von Diskettenlaufwerken gestattete. Dies veranlaßte die Entwicklung einiger berühmter Programme, unter anderem Titel wie "VisiCalc" (eine Tabellenkalkulation) und AppleWriter (eine Textverarbeitung).

Anfang 1978 wurde die Firma Apple auf einen Wert von 3 Millionen Dollar geschätzt. Und 1979 wurden insgesamt 35000 Apple-Computer verkauft.

Lisa & MacIntosh

Wozniak zog sich aus dem Firmengeschehen etwas zurück, er tüftelte lieber an Schaltungen als Marktpolitik zu machen. Der nächste Schritt in der Entwicklung war der Apple III - vollkompatibel zum Apple II, jedoch mit mehr Speicher, höherer Grafikauflösung und einer verbesserten Zeichendarstellung. Er wurde ein Flop, denn er wurde erst 1981 fertig, war zu teuer, und die erste Produktion war fehlerhaft. Eine andere Arbeitsgruppe experimentierte an einem inkompatiblen Gerät mit Motorolas 68000 Prozessor und hochauflösender Grafik.

1979 investierte Xerox Kapital in Apple, und Apple durfte dafür einen Blick auf die neuesten Entwicklungen im Xerox Palo Alto Reseach Center (PARC) werfen. Dort sahen die Apple-Leute etwas atemberaubendes: eine grafische Oberfläche, die per Maus und kleinen Bildchen bedient wurde. Man konnte die wichtigsten Funktionen und Programmaufrufe ohne Tastatureingaben tätigen - der Rechner hieß "Xerox Star".

Bei Apple wurden nun neue Projekte in Angriff genommen. Der neue Rechner mit der grafischen Oberfläche und hoher Auflösung wurde übrigens von Jobs nach seiner Tochter Lisa benannt. Daneben existierte eine zweite Arbeitsgruppe, die eine Low-Cost-Variante entwickeln sollte
man nannte diesen Rechner mit geringerer Auflösung "MacIntosh" - der schottische Name sollte Sparsamkeit symbolisieren.

1982 kam die Lisa dann endlich auf den Markt und trotz sensationeller neuer Konzepte verkaufte sich der neue PC kaum. Der Preis von 10000 Dollar war einfach zu hoch. Der MacIntosh kam nach Verzögerungen 1984 auf den Markt und seine Einführung verlief erfolgreicher als die der Lisa. Der MacIntosh bekam gute Kritiken, und die Fensteroberfläche löste Begeisterung aus. Trotzdem machte Apple seine Hauptumsätze Ende 1983 noch immer mit dem Apple II.

1985 rutschte das bis dahin ausschließlich wachsende PC-Geschäft in die Krise - die Verkaufszahlen sanken drastisch und viele Firmen machten Pleite. Auch bei Apple wurden Konsequenzen gezogen. Nach zahlreichen Beschwerden und Streitigkeiten mit Jobs trat dieser am 17.9.1985 zurück und kam damit seiner Absetzung nur um Stunden zuvor, hatte aber durch diesen Schachzug die Presse auf seiner Seite. Nach seinem Rückzug von Apple investierte er sein Vermögen in eine neue Firma - er gründete "NeXT". Hier wollte er den nächsten Schritt in der Entwicklung des Personal Computers tun - richtungsweisend wurden sie allemal.